EM 2024: ESP ist Europameister

Zahnlose Lions unterliegen 1:2

Berlin. Das Finale der EM 2024 stand an. Wenn es die blaue Bahn ums grüne Eck ist, schaut man im TV ein Spiel im Berliner Olympiastadion. In gewisser Tradition rund um Finalspiele also wieder dort. Das Fan-Verhältnis war mit 4:1 bestimmt Pro-England. Und, um Himmels Willen, war das laut: Die englischen Fans waren offenbar direkt nach Einlass heiß auf diesen Titel.

Furia Roja

Die interessierten Blicke richteten sich auf den 16jährigen Lamine Yamal. Die spanische Elf wurde um die Akteure Le Normand und Carvajal erweitert. Der Trainer Luis de la Fuente brachte also seine gewohnte Stammelf.

Three Lions

Englands Coach Southgate verzichtete auf seine Erfolgsgaranten aus dem Halbfinale gegen die Niederlande (2:1) und ließ Watkins und Palmer auf der Bank. Im äußeren Abwehreck der linken Seite tauchte dafür der Name Shaw auf. Es sollten also wieder Kane, Bellingham & Co. richten.

Vor Anpfiff

Habt ihr euch an irgendeinem Tippspiel teilgenommen? Nicht für Geld bei den unzähligen wie unsäglichen Wettanbietern, sondern einfach nur für die fußballerische Ehre, das eigene Fachwissen, oder das montagliche Fußballlgespräch beim kurzen Austausch in der Küche mit Kolleginnen und Kollegen. Der Kaffee schmeckte gleich um sooo vieles besser, wenn man seine Punkte eingefahren hatte und die Führung in der Gesamtwertung verteidigt oder den Abstand nach oben schmelzen lassen konnte. Irgendwie eine nette Kleinigkeit im Alltag: Ich tippte im interne Tippspiel meines Arbeitgebers einen 2:1 Sieg für Spanien – und war mir recht sicher.

Anpfiff

Das Stadion tobte. Die englischen Fans machten mächtig auf sich aufmerksam und feuerten aus vollster Kraft an. „Unser Quoten-Handballer im Fußballtrikot“ Cucurella spielte natürlich auch ... oh, mein Stichwort!

Zwischengegrätscht

Ich kann mich natürlich (korrekt) über das Schiedsgespann ärgern – oder aber einen Fußballer in der Folge gnadenlos auspfeifen (auch in Halbfinale und Finale), der einfach nur Fußball gespielt hat. Boah, Leute! Kein Spieler der Welt stellt sich dann zum Schiedsrichter und sagt „Ja, natürlich war das ein Elfmeter!“ Warum kaufe ich mir ein Ticket der spanischen Spiele, um einen Spieler auszupfeifen? Unsportlicher geht's ja schon gar nicht mehr. Im Falle von Taylor und VAR werden wir nie erfahren, wie die Kommunikation lief - oder ob Taylor überhaupt einen Einspruch bekam und diesen vom VAR generell duldete. Aber auspfeifen? Das ist in meiner Wahrnehmung ganz schwach.

1. Halbzeit

Ich bin nicht von der Fachpresse, sitze nicht wöchentlich im Stadion ... aber das nennt man dann „taktisch geprägte erste Hälfte“. Die Lions standen tief und nahmen die Spanier am eigenen Strafraum in Empfang – ließen da nichts anbrennen. Das war sehr verhalten bis vorsichtig. Sporadisch ging es vorwärts ... aber es wirkte wie DFB Pokal: Regionalligist empfängt Bayern München und sucht sein Heil in der Abwehr. Richtig, wir wissen bekanntlich, dass Bayern ... naja, ich war sehr verwundert. Umso besser war die Stimmung auf den Rängen - da standen die Fans auf (verbalen) „Angriff“. Und dann werden Statistiken eingeblendet, die Floskeln gefeuert ... und ich dachte mir: aha ... mein fader Abend in Zahlen.

Halbzeit

Kurze Stärkung. Kurz Frischluft ziehen. Da läuft auch schon wieder die Hymne des EM-Trailers. Experten und Spezialisten mit Erklärungsversuchen und vieleicht auch -nöten – war ja dann doch wenig, oder? Die Verletzung von Rodri auf Seiten der Spanier ... naja, ein Blick in den Kaffeebecher und auch der schaute mich an mit „wollen wir nicht doch lieber am Game arbeiten?“

2. Halbzeit

... und 69 Sekunden später das 1:0 für ESP: Carvajal, Yamal und der auf Williams. Ein schöner Spielzug über rechts und ab damit in den Winkel. Und jetzt könnte es ein Fußballspiel werden. England hat bei der EM Comeback-Qualitäten bewiesen. Dann setzen wir uns mal wieder vors Gerät, hm? In der 61. wechselte Southgate Watkins ein und nahm seinen Kapitän - Kane - vom Feld. Und ENG erhöhte den Druck und gingen in das Risiko. Welche Wahl gab es denn sonst? Viel Ertrag in Form von Abschlüssen gab es nicht ... allerdings waren die Spanier mit dem neu entstanden Freiraum einverstanden und wussten diesen immer wieder gut zu nutzen. ESP war die gefährlichere Mannschaft. Die Chancen im Minutentakt konnten von Olmo, Morata, Williams oder Yamal aber nicht genutzt werden.

73. Minute. Bellingham auf den kurz zuvor eingewechselten Palmer, der zog aus 21 Metern ab und das Leder zappelte in den Fußballmaschen. 1:1. Das Stadion tobte. Aber niemand konnte mir erklären, warum sich England dann wieder aufs Verteidigen beschränkte. Was für eine verkehrte Philosophie ist das denn? EM Finale ... nicht mehr Gruppenphase ... geht raus, ihr Löwen! Spanien marschierte weiter, Pickford hielt ansehnlich ... und dann war es Cucurella.

86. Minute. Cucurella spielte die Flanke von links und fand den eingewechselten Oyarzabal. Unhaltbar. 2:1. Nur wenige Minuten trennten Spanien vom vierten Europameister-Titel. Und nun warf England wieder alles nach vorn und es gab diese unbeschreibliche Szene: Unai Simon parierte gegen Rice, dann rettete Dani Olmo auf der Linie gegen den Nachschuss von Guehi, ehe Rice wiederum über das Tor köpfte (90.). Vier Minuten extra. Aber nichts ging mehr.

Spanien ist Europameister

Herzlichen Glückwunsch, Furia Roja. Nach 1964, 2008 und 2012 nun zum vierten Mal Europameister mit dem Jahr 2024. Das ist Rekord. Und ebenso verdient, wenn ich mir anschaue, wer wie und mit welcher Kontinuität gespielt hat. Natürlich hätte ich da noch ein, zwei Teams gehabt, denen ich den Titel gegönnt hätte ... aber die EM 2024 ist beendet.

Nachspielzeit

Passiert ist nichts. Also abseits vom Spielfeld in mittlerem bis schwerem Ausmaß. Kleine Rauferei in Dortmund zwischen Engländern und Niederländern. Vielleicht irgendwo ein paar betrunkene Engländer. Aber das Sicherheitskonzept aller Beteiligter ging auf – es war eine schöne, laute, bunte und sportlich gute Europameisterschaft, in welcher es hieß: Vereint im Herzen Europas. Danke an alle, die als Fans kamen, aber als Freunde gingen.

Beste Fans 

Denn ich will es nicht unter den Tisch fallen lassen: Der Titel geht zu gleichen Teilen an SCO und NED - keine Frage.

Bis zur nächsten Grätsche ...

Sascha aka SteelWheel

fussball:xxl

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