Abseits des Championsleague Finales 2024
Abenteuer eines Fans
Wembley. Das große Finale der Championsleague 2024 steht an. Fans aus Spanien. Fans aus Deutschland. Vielleicht mischen sich auch ein paar gut betuchte Gäste ins Stadion, denn der Preis für ein Ticket ist UEFA: „Unerhörte Erpresserische Fan Abzocke“. Hier ein Auszug aus einem Gespräch nach dem Finale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund.
So wahr ich hier schreibe ...
Das war so gar nicht geplant, aber der Teufel ist gemäß Sprichwort ein Eichhörnchen: Da erzählt mir die fußballbegeisterte Kollegin „Mina“, dass sie in Wembley beim Championsleague-Finale 2024 für ihren BVB war. Aber die geschilderten Erlebnisse haben mich dann doch Lachen lassen.
„Mina“ (der Spitzname meiner Gesprächspartnerin) ist eine Schwarz-Gelbe und ständige Dauerkartenbesitzerin für die Südkurve im Signal-Iduna-Park Dortmunds. Auswärtsspiele gibt es dann, wenn der Gastgeber besonders ist. Oder der Grund für das Aufeinandertreffen bei einem Pflichtspiel – wie beispielsweise ein Finale der Championsleague, welches von ihr bereits 2013 angereist wurde und man damals auf die Bayern traf. Aber der Brexit kam irgendwie dazwischen und macht vieles seltsam bescheuert ... steigen wir ein, denn es ist nur ein Auszug!
Der Talk
Du holst Dir als Verband das CL Finalspiel ins Land. UEFA so 'hey, lass uns mal wieder in Wembley spielen – hatten wir ja erst vor neun Jahren'. Dann hast Du den Brexit-Scheiß und den politischen Mist dahinter. Ergo brauchst du schon mal einen Reisepass, richtig? Denn mit dem normalen Personalausweis kommste nicht mehr weit. Sind da schon welche auf die Nase geflogen?
Richtig. Aber nee, das war vorher bekannt und es haben auch alle zur Not mit Express-Service und ich weiß nicht was ihren Reisepass gehabt.
Ah, okay, alles klar. Und jetzt fährst du … also die wissen, an dem Tag ist CL Finale, da kommen busweise Fuballfans. Und dann stellen die euch irgendwo hin und ihr müsst erstmal akribisch Einzelkontrolle … ?! Also ich war ja beim Militär – ich kenne Kontrollen und weiß, wie das läuft: also Bus auf, alle raus und mit Vorzeigen alle wieder rein. Das ist eine Sache von zehn Minuten und Du hast einen 40-Sitzer kontrolliert.
Das war damals auch schon so – wir mussten durch so ein Häuschen laufen. Du musst quasi in Frankreich auschecken, dann bist du einmal kurz staatenlos im Niemandsland, und auf der anderen Seite vom Raum kannst du dann wieder in England einchecken.
Wenn sie euch im Ärmelkanal überfallen hätten, ihr Staatenlosen, wer hätte euch gerettet?
Nee, das war ja in einem Raum in Calais – auf dem Hafengelände.
Okay, okay, okay. Und dann kommst du drüben an und dann picken die euch, wissen von dem Event Championsleague, steht wahrscheinlich dran – wieso können die Behörden da nicht zusammenarbeiten? Polizei checkt alle, die rein gehen – so, Busfahrer, Abfahrt!
Das haben sie vorher gemacht. In Calais, bevor wir auf die Fähre durften, wurde der Pass kontrolliert, und das ist das, was auch so lange gedauert hat. In Calais sitzen die Engländer und in Dover sitzen die Franzosen. Und die Engländer haben es irgendwie total verkackt. Ich weiß auch nicht, was die da gemacht haben. Wir standen da und das war auch nicht für die Stimmung der Gruppe förderlich. Wenn du guckst und es bewegt sich nichts – stundenlang. Es mussten alle raus an einem Punkt, dann stehen wir da im alle Regen bei 10°C und dann schicken die dich wieder rein in den Bus und da fragste dich durchnässt, warum?! Wir wollen doch nur kontrolliert werden. Und kurz darauf dann alle wieder raus – jetzt wird doch kontrolliert. Dann waren wir alle raus und in diesem Zollhäuschen und da wurden wir geteilt. Eine Gruppe musste durch einen Metalldetektor und Abtastung, die andere Gruppe nicht.
Weißt Du warum?
Nein, hat niemand erklärt. Die haben auch nicht mit uns geredet – wir durften auch nicht reden. Es musste geschwiegen werden in dem Raum. Wenn jemand sprach, brüllte es SILENCE durch den Raum. Bis gerade hatten wir noch Spaß – jetzt nicht mehr. Dann haben die noch einen Bus dazwischen geschoben, da war die eine Hälfte von uns noch drinnen, die andere Hälfte schon draußen. Und irgendwann waren wir dann alle auf der anderen Seite des Häuschens. Während wir aber im Häuschen waren, haben die den Bus auf links gedreht – mit mehreren Hunden oben und unten in dem Ding und haben alles kontrolliert, damit wir auch ja nichts mitnehmen nach drüben. Dann durften wir auf die Fähre – vier Stunden später als geplant.
Und dann fährst … oh man, vier Stunden später als geplant! Du hast auf englischem Boden aber nicht erneut eine Prüfung?!
Nein. Auf englischem Boden ist klar, dass du jederzeit kontrolliert werden kannst, da auch überall Polizei stand. Und die meisten Dortmunder sind tatsächlich auch kontrolliert worden. Wir nicht, warum auch immer – wir sahen wohl ganz niedlich aus. Aber die meisten sind tatsächlich kontrolliert worden – auch in London. Es stand Militär und so überall rum und die haben random rausgezogen und nochmals kontrolliert. Wir nicht, wie erwähnt – aber wirklich alle anderen, die wir kennen. Und die haben dann … (lacht) … es gibt so ein englisches Gesetz von 1983 oder 1986, das hat aber nie einen interessiert, das Fanclub-Busse explizit gesagt keinen Alkohol mitführen dürfen. Hat nie einen interessiert, haben sie letztes Jahr aber wohl hervorgeholt in Sachen Brexit und wir müssen uns nochmal alles angucken, wurde aktualisiert und haben dann am Samstag palettenweise Alkohol aus den Bussen geholt, wenn Du es gewagt hattest, was mitzubringen.
Die wollten das deutsche Bier haben nach dem Brexit! (lacht)
Ja, ich habe da auch Videos von. Die haben das Teilweise gefilmt, um zu zeigen, wie krass das einfach war. Das waren noch die Kontrollen, die auf dem Weg nach London passiert sind. Das hat nie einen interessiert – das war reine Schikane da. Aber es fing ja auch schon am Mittwoch vor dem Finale mit Gerüchten an, dass kein Alkohol mitzuführen ist, da er abgenommen wird. Das bestätigte sich dann offiziell am Donnerstag. Auch die Fähre schrieb, dass die Mitfahrt untersagt werde, wenn Alkohol mitgeführt wird.
Verstehe. Je länger ihr vor Ort seid, umso mehr Blödsinn könnt ihr anstellen. Und das war euer Fanclub-Bus?
Ja, richtig, von unserem Fanclub. Und wir den nicht voll bekommen haben, haben wir noch andere Fanclubs mitgenommen. Und dann haste vorher alles vorbereitet und gekauft – und dann kannste es zu Hause lassen. Und nein, es geht nicht ums Abschießen, aber es ist eben organisatorischer Aufwand. Aber auf der Fähre konntest du dir ein Bier aus der Dose kaufen – für sieben Euro.
Du darfst kein Bier mitbringen, aber bekommst Bier auf der Fähre?! Das ist Geldmacherei.
Ja. Vor neun Jahren haben wir das schon mal gemacht – da war alles super. Und jetzt wirste gebeutelt.
Da hätte ich wohl dann als Fähranbieter gesagt, okay … bringt euren Kram mit – aber ihr nehmt den Müll wieder mit.
Dieses Mal durften wir nichts mitbringen – und wir mussten neutrale Kleidung tragen. Keine Fan-Farben. Nichts in schwarz und gelb.
Und jetzt – Fanbrille auf – bist du der Meinung, die Spanier wurden nicht so kontrolliert?
Ich nehme an, die wären auch so kontrolliert worden, aber wären die bis Calais gefahren?
So, und jetzt: Das Spiel ist zu Ende. Tränenreich setzt ihr euch wieder in den Bus und trefft auf die Franzosen auf englischem Boden.
Die Engländer wollten nicht, dass wir so lange rumstehen in Dover. Ich glaube immer noch, dass die Franzosen das nicht so kompliziert gemacht hätten. Und das haben sie auch nicht kompliziert gemacht dann vor Ort.
Ihr wolltet ja auch wieder zurück. Gleiche Anzahl wieder im Bus ...
Nee, wir hatten einen weniger.
(lacht) Ihr hattet einen weniger???
Wir haben einen verloren.
Warum das?
Es gab zwei Fan-Parkplätze, die Borussia organisiert hatte. Und wir waren am Hyde-Park. Der hat aber um Punkt 1 Uhr zugemacht – wir wären nicht mehr runter gekommen bis 9 Uhr morgens. Also mussten wir vor 1 Uhr vom Parkplatz runter. Das war allen bewusst. Und es war allen gesagt, ihr müsst alle fünf Minuten vor 1 Uhr im Bus sitzen – egal, was ihr tut. Und hängst du noch in der Metro, hätte man das anders gelöst. Der Punkt war: Du musst um ein Uhr im Bus sein. Es braucht 45 Minuten von Wembley zum Hyde-Park. Das schafft man schon. So, es war allen klar, wurde sehr oft betont, wir hatten extra den Standort geschickt, Haufenweise geschrieben, wie man da hin kommt, je nach eigenem Standort. Es war allen klar. Und der eine Typ war nicht mit seinen Freunden unterwegs. Der war allein unterwegs – die haben den verloren. Keine Ahnung, ich kenne die Typen nicht. Das waren welche von denen, die wir nicht kannten. Seine Freunde haben ihn unzählige Male angerufen. Der ist nicht dran gegangen. Und hat nicht reagiert. Da blieb nichts anderes übrig: Wir fahren jetzt von diesem Parkplatz runter. Er hat ja noch Zeit, denn man fährt ja noch zwei Stunden aus London raus, das zieht sich da ja wie Kaugummi. Muss er sich zur Not 'nen Uber nehmen und wir treffen uns irgendwo.
Und dann?
Ja, so nach 30 Minuten hat er sich gemeldet, sein Handy wäre ausgegangen – ist aber nicht schlimm, er fährt in einem anderen Fan-Bus mit, hat seinen Reisepass. Dann wollten wir uns eigentlich an der Fähre treffen, aber der andere Bus fuhr mit einer anderen Fährgesellschaft und saßen daher an einem anderen Rollfeld. Er konnte also nicht zu uns rüber.
Und jetzt steht ihr in Dover … auf einem Rollfeld?
In der Pampa. Da war nichts. Selbst Google Maps hat dir nichts angezeigt im Umkreis von fünf Kilometern. Es war einfach ein Rollfeld im Nichts. Du sahst keine Häuser. Nichts. Nur Rollfeld. Und fünf DixiKlos.
Fünf!
Ja. Die hatten uns schön in Reihe gestellt: die 6-Uhr-Fähre, die 8-Uhr-Fähre, die 10-Uhr-Fähre usw. und alle Busse immer hintereinander. Und dann fuhren da ständig diese Männchen rum, dass wir keine Scheiße machen. Es war taghell – die hatten diese Halogenlampen auf dem kompletten Rollfeld aufgestellt. Du kamst dir vor wie bei Twilight Zone – was passiert hier?! Und da stehste dann ernsthaft vier Stunden.
Ihr habt da N Busse stehen – die 6-Uhr-Fähre, die 8-Uhr-Fähre usw. Sag mal, wie viele Busse stehen in so einer Reihe?
Zehn Busse je Fähre und Uhrzeit bestimmt.
Dann sind fünf DixiKlos ja mal eine Frechheit.
Absolut. In Calais da gab es auch nur vier für alle Leute, die da waren.
Pipi-Schikane.
Oh ja.
Und was mir dem anderen Bus? Die sind in der Nacht, um 1 in Dortmund los ...
Ja, und waren um 17 Uhr in London. Die haben genau gar nichts gemacht. Wir hatten noch den ganzen Tag da, wir waren um 11 Uhr da. Die anderen halt nicht. (lacht)
Von Fußballfan zu Fußballfan … wenn du ein englisches Team im internationalen Pokal zugelost bekommen, Gruppe, KO-Runde … da biste doch gekniffen als Fan, denn die werden das doch ständig so machen?
Ich war ja in England schon mehrfach zu verschiedenen Sachen. Aber da werde ich nur noch in kleiner Gruppe mit Flugzeug oder Zug anreisen. Bus sehe ich für mich never again. Es war auch keiner im gesamten Bus, der das ansatzweise cool fand. Vor neun Jahren haben wir das auch gemacht. Da war es kein Thema. Du bist insgesamt mit Fähre und bis vor Ort in London in sieben Stunden. Schön ist anders, aber wenn Du quatscht, was trinken kannst … aber jetzt mit der Alkoholabgabe, stundenlangem Rumstehen – irgendwie geht da der Spaß verloren. Ganz ehrlich.
Psychologisch bedingt – da willste nur noch weg da.
Absolut.
Was hat das Spektakel jetzt gekostet?
Das war auch richtig geil. Wir haben noch an dem Abend, an dem der BVB ins Finale einzog, bei dem Unternehmen angerufen, mit denen wir immer fahren. Die sagten, wir klären das und melden uns. Nächsten Tag teilte man uns mit, dass die Fährgesellschaft sich weigert, Preise zu nennen, so lange unklar ist, wer noch im Finale ist. Ansonsten dauert es auch noch, bis die Preise genannt werden. Eineinhalb Wochen vor dem Finale wurden die Preise bekannt gegeben und es wird durchaus wie Würfeln gewesen sein. Was ist es euch denn wert. Und im Endeffekt wurden die Preise deutlich erhöht, weil CL Finale. Wäre es Bayern gewesen, wäre es noch teurer geworden, da man mehr Sicherheitsvorkehrungen bräuchte – am Arsch die Heide –, da mehr Leute mit der Fähre gefahren wären als jetzt für die Fans aus Spanien. Sie haben es sich aber richtig fein überlegt – letzten Endes hat uns der Scheiß mit Bus und Fähre 250 EUR pro Person gekostet.
Ich fand's Finale eigentlich ganz okay ...
(lacht) … ich nicht!
... so bis zur 73. Minuten.
Okay, da gehe ich noch mit.
Das war dann doch irgendwie auf Augenhöhe. Aber dann?! Ausgerechnet diese [zensiert] Vini Jr. Der hat nicht das erste Tor gemacht, aber das zweite. Gibt es auch schon im Blog. Und Carvajal mit 1,73 m macht ein Kopfballtor. Das habe ich auch nicht verstanden. Gerade so groß wie ein Spiegelei und macht ein Kopfballtor im Finale der Championsleague. Und der Maatsen hatte einen gebrauchten Tag. Und der Querpass … eeeeey.
Seeeehr unglücklich, vorsichtig formuliert.
Das war nicht unglücklich. Das ist das Pressing und du zwingst zu Fehlpässen. Da ist er noch nicht abgekocht genug. Wäre der Süle da gewesen, der hätte den Vini Jr. zum Mars gegrätscht. Spaß beiseite, naja … schade. Aber das war diszipliniert, was die Spanier da wieder mal gespielt haben. Der 15. Titel der Championsleague. Dann kommt eine ganze Zeit lang nichts, dann kommt AC Mailand mit 7 Titeln.
Auf der einen Seite, ja, haben sie wohl verdient. Aber auf der anderen Seite ist es genau das: Ich bin ja ein kleiner Fußballromantiker. Das ist mir zuwider. Du musst überlegen: wir sind nicht lange geblieben. Klar haben wir noch geschaut, wie die Trophäe übergeben wird und haben fairer Weise auch geklatscht. Aber ich habe da nicht noch Zelt aufgebaut. Wir sind dann, während die gefeiert haben, gegangen. Und dann stehen da Madrid-Fans mit uns an der Bahn an. Da frage ich mich: Junge, was ist denn dein scheiß Problem? Kannst nicht wenigstens warten, bis dein Club in der Kabine ist? Was ist denn da los?
Die sind auch mit der Fähre gekommen – die wussten was kommt und wollten auch los. (lacht)
Die stehen dann da und haben nicht mal ein Lächeln im Gesicht. Und ich denke mir so: Weißt du was hier los wäre, wenn wir gewonnen hätten? Ich bin ja auch nicht der beste Verlierer, muss ich sagen. Ich bin nicht unfassbar unfair, hab auch geklatscht, aber trotzdem beim Rausgehen ein doch angepisstes Video gemacht, wo genau nichts zu hören ist. Wow, nicht, dass hier noch einer beim Klatschen sich die Finger verstaucht. Die Madrilenen haben auch nicht mal mehr geklatscht. Jetzt wäre der Moment gekommen, wofür auch ihr angereist seid. Oder euch zumindest mal für fünf Minuten ein bisschen freut. Nein, du hast es gehört und hast da angestanden – das kann doch nicht euer Ernst sein? Ey, ihr habt gerade das CL Finale gewonnen. Ja, der 15. Titel. Aber lasst mal ein bisschen Freude zu. Auch ihr habt 1000 EUR für die Scheiße ausgegeben. Und das ist das, was mir zuwider ist. Wenn du da einfach stehst, und denkst, klatsch halt wenigstens. Du hast schon während des Spiels keine Stimmung gemacht. Klatsch jetzt mal!
Das ist das, was ich manchmal als Eindruck bei den Bayern hatte. Noch 'n Meister, wieder Meister, wieder Meister – dann treffen die sich wieder auf dem Rathausplatz. Es ist ja immer das gleiche.
Ja, eben! Und ich kann es zu einem gewissen Grad verstehen – es ist dann nichts Besonderes mehr. Und das war auch vor neun Jahren so. Ich kann dir bis heute nicht sagen, wo 2013 die Bayern-Fans herkamen. Es war niemand in der Bahn. Es war niemand in London im Bayern-Trikot. Wir haben niemanden gesehen. Die haben sich irgendwo aus dem Boden materialisiert fünf Minuten vor Anpfiff, sind in das Stadion und jetzt kommt der Witz in Tüten: die haben sich auch nach dem Stadion direkt dematerialisiert. Die waren nirgendwo. Ich weiß bis heute nicht, wo diese Bayern-Fans waren. Also niemand von uns. Das war krank. Du hast sie nicht gesehen. Jetzt, am Samstag, hast du schon einige Madrid-Fans gesehen. In der Stadt. In der Bahn hin wie zurück. Du wusstest, die sind hier irgendwo. Bei den Bayern-Fans weiß ich es bis heute nicht. Und da war es genauso: Das Spiel ist rum, die kommen raus und ohne einen Ton von sich zu geben sind die so nach Hause. Ich dachte mir so: Wo ist der Spaß, wo ist die Freude? Lass doch mal was raus, ihr habt gewonnen. Aber nein, ich bin jetzt als Bayern-Fan extra bis London gefahren und jetzt gehen wir auch mal ins Bett. Hat auch gereicht, hab eben geklatscht. Jeder drückt Freude anders aus.
Es gibt Leute, die gehen in den Keller, wenn sie sich freuen. Oder zum Lachen.
Ja, natürlich rasten die nicht aus wie Dortmunder. Erstens, weil Dortmunder generell einen an der Waffel haben, und zweitens, weil sie eben nicht so oft gewinnen.
Es ist halt noch etwas Besonderes.
Eben. Nichtsdestotrotz haben die doch gerade was gewonnen. Ich verstehe nicht, warum man das so komplett als business as usual bucht.
Das ist wahrscheinlich erst dann wieder spezial und supergeil, wenn es ein Titel ist, den es noch nicht so häufig gab.
Oder wenn sie 2x verloren haben. Das ist deprimierend. Dann würde ich gern an irgendwen anders verlieren, wo ich weiß, da freut sich zumindest mal jemand.
Aber ich sag Dir: Mbappe hat gesigned – er ist jetzt Madrilene. Das war die Eilmeldung des Tages im Sport.
Und Westermann zu Barcelona.
Echt? Mit Flick? Es war ein Gerücht – und ich kenne es. Aber wenn du jetzt sagst, dass der da hin geht … ehemaliger Schalker-Abwehrspieler … Gelsenkirchen … hi hi hi … tja, Barcelona, das war's mit Schale.
(lacht)
Verrückter Scheiß. Aber ich gehe davon aus, dass Madrid weiterhin das Ruder fest in der Hand halten wird in der Championsleague.
Definitiv.
Und sonst – witziges Highlight in Wembley?
Eine Sache muss ich da tatsächlich erzählen. In diesem kompletten Stadion gab es Flaschen. Das Bier wurde gezapft – aber alles andere in Flaschen. Plastikflaschen. Aber: Sie mussten die Deckel abmachen, denn damit hätten wir werfen können. Und die sind ja jetzt immer fest. Also musste dann eine Person diese Deckel abschneiden, um uns die Flasche zu geben. (lacht) Und dann stehen wir da oben, schauen uns das dann und dann sind da vier Flitzer, bevor das Spiel so richtig los geht. Und kein Ordner weit und breit. Und denkst dir: Ach, wart ihr alle Flaschendeckel abschneiden? Und kurz vor der zweiten Halbzeit: ungelogen! Ein Ordner neben dem anderen. Da war kein Platz mehr zwischen. Die haben glaube ich alle Leute, die schon nach Hause gehen wollten von der Abfertigung oder Einweisung mit einem Leibchen überzogen – und die, die Flaschendeckel abgeschnitten haben. Kannst du mir nicht erzählen. Plötzlich hatten die Ordner ohne Ende zur zweiten Halbzeit. Ist das deren scheiß Ernst?! Was draußen an Aufgebot war! Du durftest nicht in die falsche Richtung, falsche Farbregion, überall standen Leute, das Ticket für drei Mal geprüft. Und dann kommste rein und die sind überfordert mit Flitzern?! Kein Ordner weit und breit. Die drei Männchen, die da gelaufen sind, waren auch die einzigen Ordner weit und breit.
Was ich geil fand: Der Typ, der den Ronaldo gemacht hat und das Publikum hat mitgespielt – Siuuuu!
Einfach nur krank!
Spricht nicht für die Sicherheitsvorschriften. Gibt bestimmt wieder einen auf den Deckel von der UEFA – pro Flitzer 100.000 x vier.
Das haben noch zwei probiert, die es aber gar nicht aufs Feld geschafft haben. Die hingen dann kopfüber an der Bande runter, während sie ihn an den Füßen hatten. Aber das hat mich sehr amüsiert: Sie haben die Ressourcen und Zeit, um jeden Plastikdeckel abzuschneiden, aber keine Ordner, die einspringen, wenn einer übers Feld rennt. Das war mein persönliches Highlight.
Und das Ticket im Stadion, was kostete das?
2013 habe ich auf der Haupttribüne, ungefähr Höhe 16er Linie, da oben irgendwo unterm Dach, 140 EUR bezahlt. Das war okay. Dieses Jahr wollten die für diese Stelle schon 540 EUR haben. Unfassbar teuer und eine echte Frechheit. Das nächste Finale – egal wo – wird mit Sicherheit nicht günstiger sein. Jetzt war ich in der Kurve, ziemlich genau an der Eckfahne, oben und direkt unterm Dach. Das war dann das Ticket für 180 EUR.
Vielen, vielen Dank für dieses Erfahrungsgespräch rund um die UEFA Championsleague – abseits der Kamera, der Öffentlichkeit und eigentlichen Interessen.
Sehr gern – tschüss.
Immer auf Ballhöhe – nur für echte Fans! Folge mir und bleibe am Ball!